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So erkennen Sie einen echten Nain Teppich: Der ultimative Leitfaden
Ein Nain Teppich ist mehr als nur ein Bodenbelag; er ist ein handgeknüpftes Kunstwerk aus der berühmten Wüstenstadt Nain im Iran. Seine feine Knüpfung, das edle Design und die oft helle Farbpalette mit blauen Akzenten machen ihn weltweit begehrt. Doch wie unterscheiden Sie ein echtes Unikat von einer maschinell gefertigten Nachahmung?
Die Unterscheidung ist nicht nur eine Frage des Preises, sondern des Wertes. Echte, handgeknüpfte Orientteppiche sind langlebige Kulturgüter, die ihren Wert über Jahrzehnte halten. Dieser Leitfaden liefert Ihnen die entscheidenden Merkmale, um einen echten Nain Teppich souverän zu identifizieren.
Die Rückseite: Der Fingerabdruck der Handarbeit
Der wichtigste Indikator für die Echtheit eines jeden Orientteppichs ist seine Rückseite.
Die Knotenstruktur: Legen Sie den Teppich mit der Florseite nach unten. Bei einem echten, handgeknüpften Nain Teppich sehen Sie klar definierte, einzelne Knoten und Knotenreihen. Diese sind nie vollkommen gleichmäßig oder perfekt symmetrisch. Winzige Abweichungen, unterschiedliche Knotengrößen oder leicht versetzte Reihen sind die unverwechselbaren Zeichen manueller Arbeit. Bei einer maschinellen Fertigung hingegen ist das Muster auf der Rückseite zu perfekt, oft nur eine Schleifenstruktur und ohne erkennbare Einzelknoten.
Kein Kleber oder zusätzliche Beschichtung: Echte Orientteppiche benötigen keine zusätzliche Trägerschicht (Backing) oder Klebstoffe, um die Knoten zu fixieren. Die Stabilität kommt allein durch die sorgfältige Knüpfung.
Die Fransen: Verlängerung des Teppichgrundgewebes
Integraler Bestandteil: Bei einem authentischen, handgeknüpften Nain Teppich sind die Fransen eine direkte Verlängerung der Kettfäden (der vertikalen Fäden, die das Gerüst des Teppichs bilden). Sie können nicht abgetrennt werden, ohne den Teppich zu beschädigen.
Angenähte oder angeklebte Fransen: Sind die Fransen anscheinend nachträglich an das Teppichende angenäht oder sogar angeklebt, handelt es sich fast immer um eine maschinelle oder minderwertige Imitation.
Die La-Zahl: Das Geheimnis der Feinheit (4La, 6La, 9La)
Na’in-Teppiche werden oft mit einer sogenannten La-Zahl klassifiziert. Dieses persische Wort steht für „Schicht“ und bezieht sich auf die Anzahl der Fadenschichten, aus denen ein einzelner Kettfaden (der Fransenbereich) im Grundgewebe besteht. Es ist ein direktes Maß für die Feinheit:
La-Zahl | Feinfaden-Anzahl pro Kettfaden | Qualitätsstufe | Knotendichte pro (ca.) |
4La | 4 | Höchste (sehr selten) | bis über |
6La | 6 | Sehr Hoch | bis |
9La | 9 | Hochwertig | bis |
Je kleiner die La-Zahl, desto feiner das Gewebe und desto höher in der Regel die Knüpfdichte und der Wert. Ein Blick auf die Fransen kann helfen: Zählen Sie die Fäden, aus denen ein einziger Strang besteht (z. B. 6 Fäden = 6La).
Die Knotendichte: Das Maß der Präzision
Nain Teppiche sind bekannt für ihre außergewöhnlich hohe Knotendichte die eine filigrane und detailreiche Musterung ermöglicht.
Mindestmaß: Ein hochwertiger Nain hat selten weniger als Knoten pro Quadratmeter. Sehr feine Exemplare (4La) können weit über Knoten pro aufweisen.
Der Test: Messen Sie ein Quadrat von auf der Rückseite und zählen Sie die sichtbaren Knoten. Multiplizieren Sie diese Zahl mit , um die Knotendichte pro Quadratmeter zu erhalten. Eine hohe Dichte ist ein klares Zeichen für Qualität.
Materialien und Farben: Wolle, Seide und Licht
Die Materialwahl ist ein entscheidender Faktor für die Optik und Haptik:
Flor: Der Flor (Vlies) besteht in der Regel aus hochwertiger Schurwolle (oftmals Korkwolle vom Lamm) mit Seideneinschlüssen zur Hervorhebung besonders feiner Konturen im Muster.
Grundgewebe: Die Kette und der Schuss (das Fundament) sind meist aus Baumwolle. Rein seidene Nain Teppiche sind selten und besonders luxuriös.
Farbgebung: Na’in-Teppiche zeichnen sich durch ein elegantes und oft helles Kolorit aus. Typisch sind Elfenbein, Beige oder Creme als Grundfarbe, akzentuiert durch tiefe Blau- und vereinzelt Rottöne. Die verwendeten Farbstoffe sind traditionell Naturfarben von hoher Echtheit und Leuchtkraft.
Das Muster: Filigran und Floral
Das Design eines Nain ist typisch persisch und hochgradig entwickelt.
Medaillon und Arabesken: Das Zentrum bildet oft ein detailreiches Medaillon, umgeben von einem üppigen Feld floraler Motive wie Ranken, Blüten und Blättern in symmetrischer Anordnung.
Abrasch: Bei echten, handgeknüpften Teppichen können leichte Farbunterschiede in einem einzigen Farbabschnitt auftreten. Dieses Phänomen, Abrasch, entsteht, wenn der Knüpfer neues Garn aus einer leicht anders gefärbten Charge ansetzt. Es ist ein Schönheitsfehler, der ein Qualitätsmerkmal der Handarbeit ist.
Der Preis: Ein Indikator für den Aufwand
Die monatelange, akribische Handarbeit spiegelt sich im Preis wider. Seien Sie misstrauisch bei extrem günstigen Angeboten. Ein neuer, authentischer, fein geknüpfter Nain hat aufgrund des enormen Zeit- und Materialaufwands einen entsprechend hohen Wert. Auch ein Nain Teppich Gebraucht behält, je nach Zustand und Alter, einen beachtlichen Wert.
Die Knüpftechnik: Der Persische Knoten
Nain-Teppiche werden fast ausschließlich mit dem Persischen Knoten (Senneh-Knoten) geknüpft. Dieser asymmetrische Knoten ist besonders platzsparend und ermöglicht die sehr hohe Knotendichte und die feine Musterung. Der Türkische Knoten (Ghiordes-Knoten) hingegen ist symmetrisch und wird in anderen Regionen bevorzugt.
Die Signatur des Knüpfmeisters: Ein Zeichen, aber keine Garantie
Einige exquisite Nain-Teppiche, insbesondere solche aus renommierten Werkstätten (z. B. Habibian), tragen eine eingeknüpfte Signatur am Rand.
Indikator, nicht Beweis: Eine Signatur kann auf einen Meisterteppich hinweisen, ist aber kein unfehlbares Echtheitszertifikat. Fälscher können Signaturen leicht nachahmen.
Gesamtbetrachtung: Die Signatur sollte immer nur ein zusätzliches Merkmal sein und die oben genannten Kriterien (Knoten, La-Zahl, Material) keinesfalls ersetzen.
Spezial-Tipp: Die Biegsamkeit des Grundgewebes
Dies ist ein Merkmal, das oft übersehen wird und nicht in jedem Leitfaden zu finden ist:
Handgeknüpft = Flexibel: Versuchen Sie, einen Teil des Teppichs zusammenzufalten. Ein echter, handgeknüpfter Orientteppich ist durch die Verwendung von Naturfasern und die präzise, spannungsfreie Knüpfung erstaunlich flexibel und weich und lässt sich leicht rollen oder falten, ohne sich zu widersetzen oder hart zu wirken.
Maschinell = Steif: Maschinell gefertigte Imitationen, die oft zusätzliche synthetische Materialien oder Klebstoffe enthalten, sind im Vergleich spürbar steifer, weniger geschmeidig und lassen sich nur schwer falten.
Fazit: Vertrauen Sie Ihrem Auge und einem Experten
Der Kauf eines echten Nain Teppichs ist eine Investition in ein Stück Handwerkskunst und Geschichte. Lassen Sie sich nicht von oberflächlichen Mustern täuschen. Konzentrieren Sie sich auf die Bauweise, die Knotendichte, die Qualität der Materialien (feine Wolle, Seide) und die Integrität der Fransen.
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